Geschichte

Im Jahre 1840 wurde nach vielen Eingaben und Interventionen und auf den dringenden Vorschlag von Erzherzog Johann von Österreich im Orte Vordernberg nahe Leoben die "Steiermärkisch Ständische Montan-Lehranstalt" gegründet. Der Gründer und erste Direktor, der bekannte europäische Eisenfachmann Peter Tunner, hatte in seinem Lehrplan als Grundlage der Studien eine Bibliothek vorgesehen. Daher wird dieses Jahr auch als Gründungsjahr der Leobener Universitätsbibliothek angenommen. In der Tat war es aber doch so, daß am Anfang für Bücher kein Geld vorhanden war. Neben den dringend notwendigen Anschaffungen im Gebäude selbst mußte auch das Labor eingerichtet werden, das Geld dazu nahm man aus dem Budget für Bücher. So begann das erste Studienjahr in Vordernberg ohne Fachliteratur.
Das Joanneum in Graz, dem die neue Lehranstalt angehörte, wurde um Überlassung von Fachliteratur aus deren Beständen ersucht, was auch zugesagt wurde. Doch die Entfernungen waren groß, außer einem Briefwechsel mit der Zusage der Lieferung von Büchern geschah nichts weiter. Um aber den Eleven die in der Studienordnung vorgeschriebene Literatur zur Verfügung stellen zu können, öffneten der Direktor Peter Tunner, Initiator der Schule und zu der Zeit Radmeister in Vordernberg, seine privaten Bücherschränke und stellte so wichtige Werke wie Christoph Traugott Delius' Anleitung zur Bergbaukunst zur Verfügung. Exlibris, Supralibros und andere Besitzervermerke geben uns davon Zeugnis. Daraus und aus den Vorlesungen gestalteten die Schüler ihre eigenen Skripten, wie ein heute an der Universitätsbibliothek aufbewahrtes "Lehrbuch der Bergbaukunde" zeigt, das 1842 vom Eleven Alois Neubauer geschrieben und zur Vervielfältigung lithographiert worden war.

Als die Schule  1849 nach Leoben übersiedelte, wurde ein erstes Inventar angelegt, in dem auch die Bestände des "Bibliothekszimmers" angeführt wurden, immerhin schon 575 Bücher, davon 13 Zeitschriften und Periodika.
Die Institution "Bibliothek" wurde weiter ausgebaut. Daß es sich dabei nur um ein spartanisch eingerichtetes Zimmer mit einem Tisch und einigen Sesseln gehandelt hat, dessen Beleuchtung mit Unschlitt-Kerzen immer zu gering dotiert war, ist von untergeordneter Bedeutung.

Die Schule war inzwischen vom Staat übernommen worden, 1861 wurde sie zur Bergakademie erhoben. Die Bibliothek unterstand aber noch unverändert dem Direktor der Lehranstalt, ein Assistent war für Aufsicht und Ordnung im Bibliothekszimmer zuständig. Die Auswahl der Bücher besorgte das Professorenkollegium, die Literatur sah man nur als Hilfsmittel der Lehrveranstaltungen an.

Das knapp bemessene Budget stieg erst in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts an, so daß man nun auch daran denken konnte, neben der Fachliteratur auch wertvolle historische Werke anzukaufen. Dazu zählte die dritte Ausgabe von Agricolas "De re metallica" von 1621, die die Ausgaben von 1557 und 1561 ergänzte, eine Salzburger Bergordnung aus dem Jahre 1551, Lazarus Erckers "Beschreibung der allerfürnemisten mineralischen Ertzt und Bergkwerchsarten" aus dem Jahre 1580 und das wertvollste Stück der Leobener Bibliothek, das "Schwazer Bergbuch". Diese illuminierte Handschrift des 16. Jahrhunderts, die den Silberbergbau von Schwaz in Tirol in allen Aspekten beleuchtet, wurde um 37 Gulden in einem Wiener Antiquariat erstanden. Heute sind insgesamt 11 Exemplare dieses Werkes bekannt.

Bei einem Gesamtbestand von mehr als 390.000 Bänden weist die Bibliothek heute rund 7000 Titel aus der Zeit vor 1900 auf. Davon befasst sich etwa ein Drittel mit dem Berg- und Hüttenwesen, die gleiche Anzahl ist den Geowissenschaften zuzuordnen, der Rest entfällt auf die Grund- und Hilfswissenschaften, Energiewirtschaft, Köhlerei, Forstwesen. Hervorzuheben ist eine für eine technisch ausgerichtete Bibliothek relativ umfangreiche Sammlung von Reisebeschreibungen und Ausstellungsberichten. Besonders zu erwähnen sind hier die Berichte des Arztes und Naturwissenschafters Belsazar Hacquet de la Motte (1739 - 1815), dessen Reisebeschreibungen als bahnbrechende Arbeiten für die Geologie der Ostalpen anzusehen sind, in denen sich aber auch manches amüsante Detail über das Volksleben der Zeit finden lässt.

Um diesen historischen Bestand, der auch in Form von Zeitschriften vor allem des 19. Jahrhunderts vorhanden ist, über die normale sachliche Erschließung hinaus zu erfassen, wurde die Montanhistorische Literatur- und Bilddokumentation ins Leben gerufen.